Das Gedächtnis des Gehirns
Wie „Muscle Memory“ uns fit halten kann
Kurz zum Verständnis – Muscle Memory: der eine hat es schon einmal gehört der andere nicht. Die Wissenschaft bezeichnet hier eine Art des zellulären Gedächtnisses eines Skelettmuskels. Eine Muskelfaser scheint sich an ihre ursprüngliche Größe und Kraft zu „erinnern“ und erlangt, bei Wiedereinstieg des Trainings, die alte Muskelmasse schneller zurück als „naive/untrainierte“ Fasern.
Wie kann uns das Gedächtnis unserer Muskeln helfen?
In Zeiten von Corona und der Angst vieler Athleten all ihre Kraft und Ausdauer zu verlieren hat die BASIS mit den HomeWods entgegengewirkt. Natürlich sind diese Reize anders als wir sie vor Ort im Training kennen. Und auch wenn der Wiedereinstieg in der BASIS ein ruhigeres Training bedeutet hat und viele die hohe Intensität vermissen:
Keine Angst, wir zeigen Dir, warum diese Zeit nicht verlorene Trainingszeit war und Du mit den Home WODs und dem Einstiegstraining Deine Kraft erhalten hast und bald wieder zur ursprünglichen Form zurück gelangst.
Die Ergebnisse vieler wissenschaftlicher Studien zeigen, dass bei Trainingsreizänderung, kompletter Entlastung oder keiner Möglichkeit des Trainings Du nach kürzester Zeit Deine ursprüngliche Muskelkraft und –Masse wieder erlangst (5; 1; 3, 4 & 6). Wie vergangenes Training unsere Muskeln auf ein Wiederaufbau/ Wiedergewinn vorbereiten, ist nicht erschlossen und gänzlich geklärt.
Theorie 1:
Angenommen wird, dass durch ein Training zusätzliche Zellkerne sich in den Muskelfasern entwickeln, die nach mehrwöchiger Trainingsunterbrechung weiterhin erhalten bleiben (1). Hier wird vermutet, dass muskuläre Aktivität zu einer Fusionierung der Muskelfaser mit einer Satellitenzelle’*1 erfolgt, so dass ein sogenannter Myonukleus entsteht. Diese Myonuklei fördern die trainingsinduzierte Proteinsynthese und den Muskelwachstum (2).
*1: Satellitenzellen sind Muskelstammzellen, die kaum ausdifferenziert, d. h. ausentwickelt sind und sich im Gegensatz zur erwachsenen Muskelfaser teilen können.
Theorie 2:
Einige Forscher nehmen an, dass „Muscle Memory“ durch eine Veränderung der Aktivität von Genen und Proteinen in unseren Muskeln resultiert (5; 7). Eine Studie untersuchte eine Vielzahl von Genmarkern und biochemischen Signalen die in Verbindungen mit der Gesundheit und dem Wachstum von Muskeln stehen. Hierbei wurden unsportliche Personen untersucht. Diese absolvierten für die Studie ein einseitiges Einbeintraining und pausierten anschließend 20 Wochen. Nach dieser Phase erfolgte eine Wiederaufnahme des Trainings mit beiden Beinen. Die Studie wies, deutliche Unterschiede zwischen beiden Beinen auf. Das trainierte Bein zeigte eine bis zu 50% stärke Muskelkraft auf und auch auf molekularer Ebene zeigte das zuvor trainierte Bein eine erhöhte Anzahl an Biomarkern. Dies lässt die Forscher vermuten, dass ein zuvor trainierter Muskel genetisch und metabolisch vermehrt für eine Stärkung und einen Wiederaufbau bereit ist als eine nicht zuvor trainierte Muskulatur (5).
Was bedeutet das für Dich?
Sei es die Idee, dass „Muscle Memory“ auf Gen- und Proteinebene oder die durch die Entstehung von vermehrten Myonuklei bedingt wird, ist es wichtig zu wissen, dass all Dein Fleiß, Deine Zeit und Deine Kraft der vergangenen und jetzigen Trainingseinheiten nicht umsonst ist und die Kraft auch bei anderen Übungen schnell wieder abrufbar sein wird.
Erinnere Dich an diesen Artikel und bleibe am Ball, auch wenn zu Beginn etwas schwerer sein wird!
Team BASIS unterstützt Dich dabei!
Autor: Alex
(1) Blocquiaux, S./ Gorski, T./ von Roie, E./ Ramaekers, M./ Van Thienen, R./ Nielens, H./ Delecluse, C./ De Bock, K.& Thomis, M. (2020): The effect of resistance training, detraining and retraining on muscle strength and power, myofibre size, satellite cells and myonuclei in older men, experimental gerontology, May 2020, Volume 133, 110860
(2) Friedmann, Birgit (2007): Muscular adaptations to different strength training methods, Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, Jahrgang 58, Nr. 1 (2007)
(3) Kristian Gundersen (2016): Muscle memory and a new cellular model for muscle atrophy and hypertrophy, Journal of Experimental Biology, January 20th 2016, 219: 235-242;
(4) Lee, H/ Kim, K. / Kim, B./ Shin, J./ Rajan, S./ Wu, J./ Chen, X/ Brown, M.D./, Lee, S. & Park, J-Y. (2018): A cellular mechanism of muscle memory facilitates mitochondrial remodelling following resistance training, Journal of Physiology, August 12th 2018
(5) Moberg M, Lindholm ME, Reitzner SM, Ekblom B, Sundberg CJ& Psilander N (2020): Exercise Induces Different Molecular Responses in Trained and Untrained Human Muscle, Med Sci Sports Exerc., 2020 Feb 19
(6) Murach, K.A./ Dungan, C.M./ Dupont-Versteegden, E.E./ McCarthy, J.J. & Peterson, C.A. (2019): “Muscle memory” not mediated by myonuclear number? Secondary analysis of human detraining data, Journal of Applied Physiology , Decemebr 12th 2019
(7) Venturelli, M. ,Schena, F., Naro, F. & Reggiani, C. (2019): Commentaries on Viewpoint: „Muscle Memory“ not mediated by myonuclear number? Secondary analysis of human detraining data. Journal of Applied Physiology: 127: 1817-1820, 2019