In der Rubrik „Unserer Athleten“ stellen wir Euch heute Vanessa Aumüller vor. Vanessa ist 30 Jahre alt, sie arbeitet als Project Leader, ist eine unserer CrossFit Coaches und auch selbst begeisterte CrossFitterin.
In diesem Jahr hatte Vanessa leider mit einer hartnäckigen Schulterverletzung zu kämpfen. Das hat sie in ihrer Trainingsprogression zurückgeworfen. Aber wer Vanessa kennt weiß, dass Sie sich durch so etwas nicht unter kriegen lässt. Sie hat Ihr Training angepasst um ihre Schulter wieder fit zu kriegen und bald wieder durchstarten zu können.
BASIS Karlsruhe: Hallo Vanessa, sag doch kurz etwas zu deiner Person. Was machst du in deiner Freizeit bzw. außerhalb der CrossFit Box?
Vanessa: Hallo – ja gute Frage. So viel Zeit gibt es außerhalb der Box nicht mehr. Ich treffe mich aber immer wieder gerne mit Freunden zum Kaffee oder wir gehen Essen. Im Sommer natürlich auch zusammen Grillen. Was ich jetzt vor allem in Winter immer gerne mache – und zwar ganz ohne schlechtes Gewissen – ist stundenlanges couching und ich liebe es Serien zu schauen. CrossFit-Videos eignen sich natürlich auch sehr gut dafür.
BASIS Karlsruhe: Was begeistert dich so an dem Sport CrossFit?
Vanessa: CrossFit ist viel mehr als nur ein Sport. CrossFit ist emotional und charakterbildend. Ich power mich gerne aus und im CrossFit habe ich nochmal ganz anders gelernt an meine Grenzen zu gehen. Wenn man im WOD glaubt, es geht nicht mehr, geht immer noch eine Wiederholung und wenn man es dann geschafft hat und schnaufend auf dem Boden liegt – dann ist man glücklich und stolz auf sich und seine Leistung! Ich hätte auch nie geglaubt, dass mir Gewichtheben Spaß machen könnte, aber inzwischen liebe ich es. Wenn morgens in der Box leise Musik läuft, die Langhanteln auf den Boden fallen und die Schuhe auf dem Holzboden knallen hat das etwas beruhigendes an sich – fast schon meditativ.
Ein weiterer Punkt, der mich an CrossFit begeistert, ist, dass hier ein starkes Frauenbild transportiert wird. Es gibt so viele tolle, starke Frauen im CrossFit die eine wahnsinnige Leistung bringen und deren Leistung auch anerkannt ist und genauso viel wert ist wie die der Männer.
BASIS Karlsruhe: Wie wir schon oben erwähnt haben hast du dich dieses Jahr an der Schulter verletzt und konntest aus diesem Grund auch leider an keinen Wettkämpfen teilnehmen. Wie lange hast du die Probleme mit der Schulter? Und was genau hast du zu kämpfen?
Vanessa: Ich habe mich im Juli verletzt und habe seither eine entzündete Sehne. Wir arbeiten mit Physiotherapie, Stromtherapie und einem angepassten Trainingsplan an der Heilung.
BASIS Karlsruhe: Das heißt du bist natürlich eingeschränkt was dein Trainingsprogramm angeht und die Übungen die du durchführen kannst. Hast du mit dem Gedanken gespielt mit dem Training aufzuhören?
Vanessa: Nein, auf keinen Fall. Ich denke aber darüber nach, wie eine Verletzung in Zukunft vermieden werden kann.
BASIS Karlsruhe: Wie hast du deinen Plan durch Moritz und Elena anpassen lassen, um weiter trainieren zu können?
Vanessa: Wir haben Anfangs alles schulterbelastende aus dem Plan genommen und dann langsam wieder mit Belastungen der vorderen Schulter aufgestockt. Ich kann keinerlei Überkopf-Bewegungen ausführen und auch Zugbewegungen mit viel Belastung sind nicht möglich. Ich habe viel Core- bzw. Rumpfkraft trainiert. Zusätzlich Stabilisationsübungen und andere Übungen aus dem Athletiktraining. Leider wir die Schulter bei sehr vielen Bewegungen mit benutzt und man ist sehr eingeschränkt in der Auswahl.
BASIS Karlsruhe: Das heißt der Fokus liegt jetzt vor allem auf der Stärkung der Schulter und deren Genesung?
Vanessa: Ja, definitiv. Im Bereich des möglichen arbeite ich an meinen Schwächen, aber das wichtigste ist, dass die Entzündung abklingt. Da es seit Monaten nicht besser wird, habe ich Anfang November entschieden bis Weihnachten komplett Pause zu machen und nur durch gezielte Schulterübungen die Durchblutung zu fördern. Daumen drücken, dass es hilft.
BASIS Karlsruhe: Es zeichnet einen guten Athleten aus mit Rückschlägen und Verletzungen umzugehen und trotzdem nicht aufzugeben. Was würdest du sagen, wie hältst du dich selbst bei Laune und bleibst motiviert?
Vanessa: Das ist manchmal gar nicht so einfach. Ich bin leider schon geübt mit Verletzungen umzugehen. Vor zwei Jahren hatte ich einen Unfall am Reck und hab mir mein Handgelenk zertrümmert. Ich habe fast drei Monate gebraucht um meine Hand wieder ganz bewegen zu können und konnte sechs Monate keine Langhanteln anfassen. Vor einem Jahr wurden die Metallplatten entfernt – hier war die Pause kürzer, ca. zwei Monate. Aktuell kämpfe ich mit meiner Schulter.
Ich denke als Sportler ist es das Wichtigste so einen Zustand zu akzeptieren – da man nichts daran ändern kann! In so einer Zeit gibt es immer viele Schwächen an denen man arbeiten kann. Core- und Rumpfstabilität gehören definitiv dazu. Ich kann nicht schwer Squatten wegen der Schulter, also mache ich mehr Wiederholungen mit leichterem Gewicht und versuche so meine Technik zu verbessern. Es gibt gute Tage und es gibt schlechte Tage – aber die Grundeinstellung muss stimmen!
Für meine persönliche Motivation in der aktuellen Lage hat mir Björk Odinsdottir, eine bekannte CrossFitterin, geholfen. Wir waren bei Ihr auf einem Gymnastic Seminar und sie hat einige interessante Dinge erzählt. Zum einen war sie selbst eingeschränkt – sie hat ein angeborenes Wirbelgleiten, welches bei Druck bzw. starker Belastung zu erheblichen Rückenschmerzen und Problemen führt. Heute ist sie eine großartige Athletin und Coach. Zum anderen ist sie der Meinung, CrossFitter wollen immer alles schon gestern können. Dabei wollen wir den Sport noch bis ins hohe Alter ausführen – also warum sich nicht die Zeit nehmen an den Basics zu arbeiten, die Skills Schritt für Schritt erlernen und dem Körper Zeit geben Kraft aufzubauen. Daran denke ich immer, wenn mich die Motivation verlässt und der Frust größer wird.
BASIS Karlsruhe: Wie wichtig sind dir deine Trainingspartner für das Training an sich aber auch gerade in dieser Situation?
Vanessa: Für das Training sind die Trainings-Buddys unersetzlich. Wie Natascha bereits erzählt hat, haben wir schon vor CrossFit zusammen trainiert und uns gegenseitig gepusht. Selbst wenn man mal keine Lust auf Training haben sollte, die Verabredung steht und dann gibt es kein Kneifen. Außerdem können wir uns gegenseitig korrigieren und verhindern, dass sich grobe Fehler in der Technik einschleichen, denn diese bekommt man ganz schwer wieder los.
In der Zeit mit der Verletzung ist es wichtig, zu wissen, dass die andern immer noch da sind. Sie unterstützen einen und bauen auf, wenn man selbst einen Durchhänger hat.
BASIS Karlsruhe: Hast du Tipps in Bezug auf den Umgang mit Verletzungen, die du gerne an unsere Leser weitergeben möchtest?
Vanessa: Akzeptiert es. Akzeptieren und auf seinen Körper hören. Manchmal können Verletzungen vermieden werden, wenn früh genug eine kleine Trainingspause eingelegt wird bis das betroffene Körperteil wieder regeneriert ist. Es ist wichtig zwischen Muskelkater und Schmerzen zu unterscheiden. Meistens bringt es nichts über den Schmerz hinweg zu trainieren – das macht es in der Regel noch schlimmer und langwieriger. Sobald man es akzeptiert hat, kann man seine Energie auf das Training lenken – auch wenn es in dem Moment anders gestaltet werden muss, wie man es gewohnt ist.
BASIS Karlsruhe: Neben dem Auskurieren der Schulterverletzung was sind deine Ziele die du insbesondere noch anstrebst? Irgendwelche Übungen, die du erlernen möchtest? Wettkämpfe?
Vanessa: Ich muss sagen, aktuell habe ich keine großen Ziele außer endlich meine Verletzungen hinter mich zu bringen. Danach wird es so viel zu üben geben. Natürlich freue ich mich, wenn meine Gewichte wieder nach oben gehen – und ich möchte auch unbedingt besser werden in Handstand-Skills, wie z.B. im Handstand sicher stehen und laufen.
BASIS Karlsruhe: Super! Vielen Dank für das tolle Interview, Vanessa. Wir hoffen, dass du bald wieder fit bist und freuen uns jetzt schon darauf dich bald noch fitter und stärker als je zuvor zu sehen.